Zwölf Einsatzkräfte der DRK-Bergwacht Schwäbisch Gmünd machten sich vom 11. bis 18. September auf eine besondere Reise: Ziel war Armenien, wo sie im „Haus der Hoffnung“ ein Zeichen der Solidarität setzten.
Die Einrichtung ist aus dem Hilfsprojekt „Küche der Barmherzigkeit“ hervorgegangen und wurde ebenso wie das Rescuecenter Spitak vom damaligen Ehrenlandesleiter der Bergwacht Württemberg, Gerhard Maier, initiiert.
Vor 25 Jahren hatten Gmünder Bergretter auf dem Aragaz, mit 4090 Metern der höchste Berg Armeniens, das Gipfelkreuz am Westgipfel errichtet, dieses wurde von Pfarrer Karl-Heinz Scheide gesegnet. Nun kehrten sie zurück, um diesen markanten Berg erneut zu besteigen und dort eine Gedenktafel anzubringen. Zur Vorbereitung hatte die Gruppe zuvor eine Akklimatisationstour auf die Schesaplana (2965 m) unternommen.
Das Organisationsteam um Marc Abele, stellvertretender Bergwachtleiter, Armin Teuchert, langjähriges Mitglied der Gmünder Bergwacht, und Movses Poghosyan, Leiter des Hauses der Hoffnung, stellte ein abwechslungsreiches Programm zusammen. Dazu gehörten der Besuch des Genozid-Museums in Jerewan, bei dem die Bergretter einen Freundschaftsbaum pflanzten, Ausflüge an den Sewansee sowie zum letzten erhaltenen heidnischen Tempel Garni mit einer Wanderung durch die eindrucksvolle Natur unternahmen. Auch die Klöster Etschmiadsin, Geghard, Khor Virap, Norawank und Tatev standen auf dem Programm. Die Fahrt in den Süden des Landes entlang der aserbaidschanischen Grenze mit ihren Befestigungen hinterließ einen bleibenden Eindruck – der Konflikt um Bergkarabach und die Vertreibung von mehr als 65.000 Armeniern lag erst knapp zwei Jahre zurück.
Während ihres einwöchigen Aufenthalts im „Haus der Hoffnung“ erfuhren die Bergretter, dass dort nicht nur Familien in schwierigen Lebenslagen täglich eine warme Mahlzeit erhalten, sondern auch Flüchtlinge aus Bergkarabach unterstützt werden. Beim gemeinsamen Essen mit den Bedürftigen konnten sie sich selbst ein Bild von der Arbeit vor Ort machen. Am letzten Abend überreichte die Delegation einen Spendenscheck in Höhe von 3960 Euro im Namen der Gmünder Blaulichtorganisationen – ein Beitrag, der unmittelbar in die Arbeit des Hauses fließt.
Der Höhepunkt der Reise war die Besteigung des Aragaz-Westgipfels (4007 m). Am Vortag hatte die Gruppe eine Akklimatisationstour bis auf knapp 3500 Meter unternommen, bei der sich der Aragaz im Nebel von seiner rauen Seite zeigte. Begleitet wurden sie dabei von einer langjährigen Freundin des Rescuecenters Spitak.
Am Gipfeltag jedoch herrschten ideale Bedingungen: Zwar lag der Ausgangspunkt am Physikalischen Institut (3200 m) noch im Nebel, doch schon nach dem Start durchbrachen die ersten Sonnenstrahlen die Wolkendecke. Der Westgipfel lag klar vor Augen. Gemeinsam mit weiteren Kameraden des Rescuecenters Spitak, die bereits bei der Kreuzstellung vor 25 Jahren dabei gewesen waren, begann der Aufstieg. Vom jüngsten Teilnehmer mit 20 Jahren bis zum ältesten mit 72 – darunter drei Frauen – meisterte die Gruppe den langen Weg zum Gipfel.
Nach kräftezehrenden Stunden standen die Gmünder Bergretter schließlich auf 4007 Metern Höhe, ein Moment, in dem sich Geschichte und Gegenwart berührten. „Es war ein besonderes Gefühl, nach einem Vierteljahrhundert wieder hier oben zu stehen – gemeinsam als Team, mit Erinnerungen an damals und mit dem Blick in die Zukunft“, sagte Armin Teuchert bewegt.
Zurück im Tal lud der Leiter des Hauses der Hoffnung die Gruppe zu einem Grillabend ein, bei dem die Eindrücke des Gipfeltages noch einmal lebendig wurden. Zum Abschluss des Abends besuchten die Kameradinnen und Kameraden das Rescuecenter Spitak, trugen sich ins Gästebuch ein und legten Rosen am Kreuzstein von Gerhard Maier nieder, um ihres verstorbenen Kameraden zu gedenken.
Mit starken Bildern im Kopf, neuem Teamgeist und dem guten Gefühl, geholfen zu haben, kehrten die Bergretter nach Schwäbisch Gmünd zurück. „Unsere Reise war mehr als ein Jubiläum – sie war ein Stück gelebte Solidarität, sportliche „Höchstleistung“ und menschliche Verbundenheit“, fasste Marc Abele zusammen.
© Text und Bilder: Marc Abele, Armin Teuchert, DRK-Bergwacht Schwäbisch Gmünd
